Die Polizei hat im vergangenen Jahr deutlich mehr Angriffe gegen Sexarbeiterinnen festgestellt als im Vorjahr. Insgesamt 194 Gewalttaten gegen weibliche Prostituierte wurden im Land demnach registriert. Das sind 25 Prozent mehr Fälle als im Jahr 2022 (155 Fälle). Die Zahlen stammen aus einer Antwort des Landessozialministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der CDU-Landtagsfraktion.
Heilbronn bei Gewalt gegen Prostituierte hinter Stuttgart auf Platz zwei
Die meisten Straftaten gegen Prostituierte wurden laut der Polizeilichen Kriminalstatistik im vergangenen Jahr in Stuttgart angezeigt (63), gefolgt von Heilbronn (26) und Karlsruhe (14). Auffällig: In Heilbronn wurden - gemessen an der Einwohnerzahl (rund 130.000 Einwohner) - deutlich mehr Taten angezeigt als in Stuttgart (rund 630.000 Einwohner).
Polizei: Hohe Dunkelziffer bei Straftaten gegen Prostituierte
Im Rotlichtmilieu gehe die Polizei seit jeher von einer hohen Dunkelziffer bei Straftaten, insbesondere bei Gewaltstraftaten, aus. Im vergangenen Jahr hatte das Heilbronner Polizeipräsidium jedoch Ermittlungserfolge gegen Zuhälter im Raum Heilbronn. Im Zuge solcher Ermittlungen seien oft auch andere Straftaten, beispielsweise Gewalt gegen Prostituierte, ans Licht gekommen, die sonst nicht angezeigt worden wären, heißt es aus dem Heilbronner Polizeipräsidium.
Da von einer hohen Dunkelziffer im Rotlichtmilieu auszugehen ist, lassen die Zahlen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik wenig Rückschlüsse auf die tatsächliche Anzahl von Angriffen auf Prostituierte zu.
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CDU fordert Prostitutionsverbot
Die CDU-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg hält ein weitgehendes Prostitutionsverbot für einen wirksamen Schutz von Frauen vor Menschenhandel und Zwangsprostitution. Mit dieser Forderung reagieren Politiker der CDU-Fraktion erneut auf die Zahlen aus 2023, über die die "Badischen Neuesten Nachrichten" zuerst berichtet haben. Verschiedene Hilfsorganisationen sehen Verbote jedoch kritisch. Dann würde noch viel mehr im Verborgenen stattfinden, die Kriminalität jedoch nicht automatisch gestoppt werden, so die Befürchtung.