Spieler des VfB Stuttgart feiern im Stadion den sicheren Einzug ins internationale Geschäft.

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Champions League sicher - wird der VfB Stuttgart vor dem FC Bayern noch Vizemeister?

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Julius Allzeit
Paul Antwerpes

Nach der sicheren Champions-League-Qualifikation kann der VfB Stuttgart seine starke Saison mit der Vizemeisterschaft veredeln. Was würde der zweite Platz bedeuten?

"Ungewohnt, sehr ungewohnt", beschrieb Sebastian Hoeneß das Gefühl, mit dem er am vergangenen Samstag erstmals nach einem Spiel zu den Fans auf den Zaun gestiegen war, um die sichere Champions-League-Qualifikation des VfB Stuttgart zu feiern. "Das war unglaublich, das werde ich nie wieder vergessen", sagte der VfB-Coach nach dem 3:1-Sieg seiner Mannschaft gegen den großen FC Bayern München bei SWR Sport.

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Fußball | Bundesliga Trotz gesicherter Champions League: VfB-Trainer Sebastian Hoeneß will weiter "durchziehen"

Trainer Sebastian Hoeneß vom VfB Stuttgart möchte trotz der bereits sicheren Qualifikation für die Champions League auch in den beiden verbleibenden Bundesligaspielen dieser Saison keinen Schlendrian zulassen.

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Ungewohnt ist mit dem Erfolg über den Rekordmeister auch die Chance, die sich dem VfB nun bietet. Mit 67 Punkten liegen die Stuttgarter nur noch zwei Punkte hinter dem Team von Noch-Bayern-Coach Thomas Tuchel. Mit zwei weiteren Siegen des VfB und einer Niederlage der Bayern gegen den VfL Wolfsburg oder die TSG Hoffenheim ist sogar noch die Vizemeisterschaft drin.

Ich glaube, jeder schielt jetzt leicht auf den zweiten Platz. Das ist jetzt unsere Motivation.

VfB Stuttgart: Aus dem Abstiegskampf in die Champions League

Vizemeister. Das muss man sich in Stuttgart erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Wohl so gut wie niemand hätte damit vor genau einem Jahr - mitten im Abstiegskampf - gerechnet, dass Sebastian Hoeneß das Ruder dermaßen schnell herumreißen würde. Umso größer ist die Euphorie auch bei den Spielern.

"Ich glaube, jeder schielt jetzt leicht auf den zweiten Platz. Das ist jetzt unsere Motivation. Keiner wird nachlassen, jeder wird weiter Gas geben", sagte Torjäger Deniz Undav nach der Partie gegen den FC Bayern. "Wir versuchen alles, um den zweiten Platz zu bekommen."

Bayer Leverkusen war in dieser Saison schlichtweg nicht zu schlagen. Nach elfjähriger Regentschaft an der Ligaspitze am Ende aber womöglich vor den großen Bayern zu landen, wäre für den VfB die Kirsche auf der Sahnetorte einer herausragenden Saison. Mit einem weiteren Sieg hätten die Stuttgarter im übrigen bereits genau so viele Punkte (70) wie im letzten Meisterjahr (2007) am Ende der Saison.

Vizemeisterschaft wäre für VfB-Fans "ein Traum"

Dass der VfB überhaupt in dieser Situation sein würde, kommt vielen Fans der Stuttgarter noch immer ein bisschen surreal vor. "Letztes Jahr war das kaum vorstellbar, sensationell", sagt eine Frau beim VfB-Training unter der Woche. "Das wäre der Traum schlechthin", sagt ein anderer Fan. "Vizemeisterschaft. Das könnte man ja gar nicht in Worte fassen. Das wäre unglaublich."

Dem VfB winkt der nächste Geldregen

Auch Fabian Wohlgemuth dürfte sich über eine potentielle Vizemeisterschaft freuen. Seine Argumente, um Leistungsträger wie Serhou Guirassy, Chris Führich und Undav zu halten, dürften mit jedem höheren Platz in der Tabelle ebenfalls steigen, genau wie seine finanziellen Mittel.

Bereits das Gesamtpaket an Prämien und Einnahmen, das der VfB durch die Qualifikation für die Champions League einfährt, liegt bei mehr als 25 Millionen Euro. Dazu kommen Gelder der Deutschen Fußball Liga (DFL) aus deren Medienerlösen.

Neben einem Sockelbetrag in Höhe von rund 26 Millionen Euro, die jeder Verein der Bundesliga in der kommenden Saison kassiert, steigt durch die gute Platzierung in dieser Saison der leistungsabhängige Betrag, den der VfB bekommt. Also mit jedem Platz, den die Mannschaft gut macht.

Der Supercup als weitere Finanzspritze für den VfB Stuttgart?

Die Vizemeisterschaft wäre zudem gleichbedeutend mit der Teilnahme am DFL-Supercup, sollte Bayer Leverkusen nach der Meisterschaft auch noch den DFB-Pokal gegen den 1. FC Kaiserslautern gewinnen. Im Supercup treffen normalerweise der DFB-Pokalsieger und der Deutsche Meister aufeinander. Gewinnt ein Team das Double, springt der Vizemeister ein.

Schwarz-weiß-Fotografie, Guido Buchwald reckt den Pokal jubeld in die Höhe
Beim bisher letzten Auftritt im Supercup 1992 bezwang der damalige deutsche Meister VfB Stuttgart um Guido Buchwald den DFB-Pokalsieger aus Hannover mit 3:1 und nahm so die Trophäemit nach Hause.

Nicht nur hätte der VfB so erstmals seit 2007 wieder die Chance, einen Titel gewinnen zu können, auch wäre die Supercup-Teilnahme gleichbedeutend mit einer weiteren Finanzspritze. Der Sieger des Duells erhält eine Prämie von rund 3,5 Millionen Euro, der Verlierer immerhin 2,5 Millionen.

Hinzu kämen im Falle eines VfB-Heimspiels weitere Einnahmen, zum Beispiel durch den Ticketverkauf. Einfluss darauf, ob das Spiel in der heimischen Arena stattfindet, hat der VfB allerdings nicht. Das wird von der DFL festgelegt.

Vizemeisterschaft hat keinen Einfluss auf die Champions League

Keinen Einfluss hätte die dritte Vizemeisterschaft seit Beginn der Bundesliga im Jahr 1963 derweil auf die anstehende Champions-League-Saison, für die der Verein bereits sicher qualifiziert ist. Wegen des sogenannten UEFA-Clubkoeffizienten (setzt sich aus internationalen Erfolgen der vergangenen fünf Jahre zusammen) wird der VfB im neuen Champions-League-Format in Lostopf drei oder vier landen.

Im neuen Liga-Format der Champions League werden ihnen dann jeweils zwei Gegner aus jedem Topf zugelost. Sollte der VfB in dieser 36 Teams umfassenden Liga unter die ersten acht kommen, würde er sich direkt für das Achtelfinale qualifizieren. Landen die Stuttgarter zwischen Platz neun und 24, ginge es in eine Playoff-Runde, um die verbleibenden Achtelfinalisten auszuspielen. Nur die Teams ab Platz 25 scheiden direkt aus.

Die Marschroute bis dahin ist klar: Schon beim Spiel in Augsburg (Freitag, 20:30 Uhr) kann und will der VfB mit einem Sieg den Druck im Rennen um die Vizemeisterschaft an den FC Bayern weitergeben. Die Bayern, die am Mittwochabend bei Real Madrid den Einzug ins Finale der Champions League verpassten, empfangen am Sonntag ab 17:30 Uhr den VfL Wolfsburg.

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