Mainzer Eiermann mit 84 Jahren noch voll im Beruf

Stand
AUTOR/IN
Marcel Fehr
Eiermann mit Hahn Moritz auf dem Mainzer Markt
Werner ist 84 Jahre alt und seit mehr als drei Jahrzehnten auf dem Mainzer Markt. Seinen Hahn Moritz hat er immer mit dabei. Streicheln lässt sich der aber nicht von jedem, sondern „nur wenn er die Person kennt. Sonst pickt er dir auch mal in den Finger.“
Mainzer Wochenmart mit Werners Eier-Stand
Dreimal pro Woche steht Werner mit seinem Marktstand vor dem Mainzer Dom. „Ich stehe morgens um halb fünf auf, trinke sechs rohe Eier und gehe dann arbeiten. Der Körper braucht das.“
Eiermann Werner vor seinem Wochenmarktstand mit verschränkten Armen
„Ich bin ein Scherzbold. Ich mache gerne Witze mit meinen Kunden.“ Kaum jemand verlässt den Marktstand, ohne einen flotten Spruch vom Mainzer Eiermann. Die einen schmunzeln, die anderen sind auch mal ein wenig genervt.
Eiermann Werner zeigt seine Beinprothese
Werner verliert mit acht Jahren seinen rechten Unterschenkel. Als er mit einem Leiterwagen unterwegs war, explodiert eine amerikanische Sprengkapsel unter seinen Füßen. Seitdem ist er mit einer Prothese unterwegs.
Eiermann Werner mit Hahn Moritz auf dem Mainzer Markt
Kampfhahn Moritz sorgt für rege Begeisterung beim Mainzer Marktpublikum. Wenn er nicht gerade für Fotoshootings posiert, pflegt er sein Gefieder oder lässt sich von Werner kraulen.

Der Eiermann - ein echtes Mainzer Unikat

Mit seinem Hahn Moritz steht Werner dreimal pro Woche vor dem Mainzer Dom. Er klopft Sprüche, scherzt mit seiner Kundschaft und lässt kaum ein Ereignis unkommentiert. Werner und sein Kampfhahn Moritz fallen auf. Er bewacht den Eierstand vor dem Dom, posiert für vorbeilaufende Papparazzi und lässt sich von Werner mit rohen Eiern füttern. „Streicheln lässt er sich nur von Leuten, die er kennt. Sonst pickt er dir in die Hand.“ Moritz große Leidenschaft ist die Musik, erklärt Werner. „Wenn ich im Auto sitze, drehe ich die Musik auf und so kommen wir in Kontakt.“

In Mainz kennt man Werner als den „Eiermann“. Doch nur wenige wissen um die Geschichte hinter dem fröhlich aufgelegten Landwirt. Mit acht Jahren verliert Werner einen Teil seines rechten Beines durch eine amerikanische Landmine. Seitdem ist er mit einer Teilprothese unterwegs. Trotz vieler Entzündungen hat er sich nicht vom Arbeiten abhalten lassen. Nach einer Lehre zum Polsterer, arbeitete er als Fliesenleger und schließlich in der Landwirtschaft.

Werner ist seit einigen Jahren Witwer. Nach langem Leiden stirbt Werners Frau an Krebs.  

„Ich war 58 Jahre verheiratet. Meine Frau hatte von Beginn an starke Schmerzen. Für sie war es am Ende eine Erlösung.“

Den Lebensmut und seinen Humor hat Werner nach dem Tod seiner Frau trotzdem nicht verloren. Drei Töchter, ein Sohn und drei Enkelkinder halten ihn auf Trab. Manchmal besuchen sie ihn auf dem Wochenmarkt.

Mit dem Eierverkauf verdient Werner kaum Geld. „Früher konnte man mit etwas Verzicht was rausholen. Wenn es heute gut läuft, komme ich null auf null raus.“ Aber darum geht es dem gelernten Polsterer nicht. Ihm es wichtig, aktiv und in Kontakt zu bleiben.

„Ich komme auf den Markt, bis ich umfalle. Ich mache das, solange Gott mir hilft.“

Mehr Heimat:

Pfinztal

Sonja erzählt über ihre Krankheit MS und ihr Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe

2006 verändert sich Sonjas Leben schlagartig. Nach einem Skiurlaub mit ihrer Tochter ist ihre ganze linke Körperseite taub. Nach mehreren Tests bekommt Sonja die Diagnose: Multiple Sklerose.

Löffingen

Mit Opa im Wald Hausaufgaben machen – so wurde aus Simon ein erfolgreicher Naturfotograf

Schon als Kind war Simon aus Löffingen mit seinem Opa immer im Schwarzwald unterwegs. Heute fängt er als Fotograf und Filmemacher die Schönheit der Natur ein – für den Naturschutz.

Stand
AUTOR/IN
Marcel Fehr